Reisebericht

Venedig – Part 2

Reisebericht Teil 2 – Carnevale di Venezia

Wie angekündigt, möchte ich in diesem Teil auf den Karneval in Venedig eingehen.

Der venezianische Karneval

Der heutige Karneval beginnt offiziell 10 Tage vor Aschermittwoch mit dem so genannten “Engelsflug”. Bei diesem Engelsflug (Volo dell Angelo) schwebt ein Artist an einem Stahlseil vom Campanile (Markusturm)  über den Markusplatz. Während der Karnevalszeit gibt es verschiedene Veranstaltungen, wie z.B. künstlerische Darbietungen oder Konzerte. Privatpersonen flanieren kostümiert durch die Stadt und posieren für Fotografen und Selfieknipser. Besonders stark besucht ist das Wochenende vor Aschermittwoch.

Masken und Kostüme

Mein erstes Performerporträt

Der Hauptgrund für diese Reise waren die Maskenträger, die Performer genannt werden. Die Jungs vom Venezia Collective haben mich mit ihren Porträts der Maskierten neugierig gemacht. Auf ihren Fotos konnte ich viele Kostüme und Masken sehen, die mit viel Liebe zum Detail gemacht wurden. Das wollte ich mit eigenen Augen sehen. Schon beim ersten Spaziergang durch die Gassen Venedigs habe ich einige Maskierte gesehen, doch leider waren dies immer 08/15-Masken ohne zugehöriges Kostüm. Aber schon am zweiten Abend habe ich dann am Dogenpalast zum ersten Mal Menschen (und einen Hund) mit richtigen Kostümen gesehen. Obwohl es schon stockdunkel war und ich trotz Blende von 1.4 ISO 1600 hatte, bekam ich mein erstes Porträt. Beflügelt von diesem Erfolgserlebnis ging es nach einer Stärkung im Hardrock Cafe zurück ins Appartement, um die Bilder zu sichten. Nachdem ich ein Foto gefunden hatte, das mir nach einer kurzen Nachbearbeitung gefiel, erklärten mir meine Mitreisenden den groben Ablauf für die nächsten Tage.

Hotspots und geplante Treffen

Porträt vor dem Tor auf San Giorgio Maggiore

Die größte Wahrscheinlichkeit um auf Performer zu treffen hat man gegen Sonnenaufgang auf dem Platz vor dem Dogenpalast. Nachdem die Sonne aufgegangen ist und das Licht härter wird, leert es sich langsam. Die meisten frühstücken dann oder haben private Foto-Sessions. Am Abend, wenn das Licht weicher wird und der Sonnenuntergang ansteht, füllt sich der Platz wieder. Zur selben Zeit tummeln sich viele der maskierten auf der Insel San Giorgio Maggiore. Die Insel ist nach der dortigen Basilika benannt. Auf der Insel lassen sich die Performer vornehmlich mit dem Rücken zum Sonnenuntergang fotografieren. Mir perönlich gefiel aber ein kleines Tor, hinter dem eine Lampe für oranges Licht sorgte so sehr, dass ich einige Performer bat für mich dort zu posieren. Ein weiterer Hotspot befindet sich direkt vor der Kirche San Zaccaria.

Neben diesen Hotspots gibt es auch organisierte Treffen an bestimmten Orten in der Stadt. Eines dieser Treffen findet montags vor dem Arsenale statt. An diesem Treffen belam ich zum ersten Mal einen Eindruck davon, wie viele Performer sich in der Stadt tummeln. Der Platz war sehr schnell mit Fotografen und Performer gefüllt. Im Nachhinein haben wir uns sehr geärgert, keinen Zeitraffer von diesem Treiben gemacht zu haben. Ein weiteres Treffen findet donnerstags vor der Kirche Santa Maria della Salute statt. Nachdem ich dachte, das Treiben am Montag vor dem Arsenale sei nicht zu toppen, wurde ich dort eines Besseren belehrt. Bei diesem Termin kommen die Performer für ein großes Gruppenfoto auf der Treppe vor der Kirche zusammen. Wer hier alles auf einem Foto haben möchte, sollte am besten mit einem Teleobjektiv von der anderen Seite des Canal Grande ein Panoramafoto machen. Bei diesem Vorgehen würde man auch dem ein oder anderen Fotografen mit schlechter Kindersube entkommen.

Fotografen auf der Jagd nach dem besten Foto

Wo viele Fotografen während der Jahd nach dem besten Foto dicht gedrängt zusammen kommen, wird es sehr kuschelig. Die einen knien sich hin, um etwas mehr Vordergrund im Bild zu haben, und die anderen wollen eher näher ran an das Model um eine Close-Up Aufnahme zu machen. Bei diesem Treiben tritt man einander auf die Füße, rempelt sich an oder gerät dem Kollegen ins Bild. Alles kein Problem. Die Vielzahl der Fotografen entschuldigen sich untereinander, grinsen oder quatschen einen in diesen Momenten an, um etwas zu plaudern. Doch leider gibt es auch immer solche, die scheinbar keine gute Kinderstube hatten. Sie rempeln mit Absicht, springen einem ins Bild weil sie sich schlichtweg nicht um die anderen kümmern. Damit muss man klarkommen, ob man will oder nicht. Solche Idioten werden schnell zum Thema, um beim Kaffee oder Gespräch mit anderen Fotografen Smalltalk zu halten. Doch meine Erfahrung zeigt mir, dass man diese Zwischenfälle schnell vergisst und man sich wieder den schönen Dingen widmet, wie z.B. den Fotos, die man geschossen hat.